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jahr1:gefuehle

Gefühle

wird noch weiter bearbeitet

Schlagworte

Emotion, Ersatzgefühle, Angst, Wut, Freude, Trauer

Einsatz in der CoreDynamik

Es wird in der CoreDynamik immer wieder dazu eingeladen, sich seiner Gefühle bewusst zu werden, in sie einzutauchen und wieder aus ihnen aufzutauchen.

Definition

Gefühle sind organismische Reaktionen auf ein inneres oder äußeres Erleben, die wir körperlich spüren und biografisch interpretieren und die im natürlichen Geschehen anschwellen, nach Ausdruck verlangen und wieder verebben.

Erläuterung

Laut C. G. Jung stellt das Fühlen eine der vier psychologischen Grundfunktionen dar (neben Denken, Empfinden und Intuieren). Es wird in der Psychologie von fünf Grundgefühlen ausgegangen, die in allen menschlichen Kulturen vorkommen und die einen deutlich unterscheidbaren Gesichts- und Gesamtkörperausdruck haben:

  • Angst
  • Scham
  • Wut
  • Trauer
  • Freude

Gefühle haben die Funktion, Interaktionen zu gestalten und zu verarbeiten. So hilft die Angst, unser Bewusstsein auf eine Gefahr zu lenken und Kräfte zu mobilisieren, ihr zu entgehen. Wut entsteht aus der Frustration heraus, das Gewünschte nicht bekommen zu haben oder eine Grenzüberschreitung zu erleben. Die Aktivierung durch die Wut mobilisiert die Energie, diesen unangenehmen Zustand zu verändern. Trauer hilft bei Verlust und heilt seelische Wunden. Altes wird gewürdigt und man kann Kraft schöpfen für einen Neubeginn. Freude hat die Funktion, Kontakt herzustellen, die Beziehung zu Mitmenschen zu stärken und Abenteuer- und Entdeckerlust zu fördern.

Jedes Gefühl hat eine ihm eigene Erregungskurve, die vom Ausgangszustand der Ruhe über Empfinden, Gewahrsein, Mobilisierung von Energie, Handlung, Kontakt, Nachkontakt/Loslassen wieder zur Ruhe führt (siehe Kontakterregungszyklus). Wird diese Kurve nicht vollständig durchlaufen, wird der Prozess vor der Vollendung unterbrochen, d.h. Gefühle festgehalten, kommt es zu Spannungen, die sich im Körper gehalten bleiben. In der Gestalttherapie sprechen wir von „unerledigten Geschäften“ oder „nicht geschlossenen Gestalten“. Das entsprechende Gefühl tritt immer wieder auf, d.h. es wird dysfunktional. So dient beispielsweise die Angst nicht mehr dem Selbstschutz, sondern sie ist zum Selbstzweck geworden und kann zu Panik werden, zur Angst vor der Angst.

Besonderheiten in der CoreDynamik

Die Gefühle sind Teil der Erfahrungsdimension II im coredynamischen Modell des integralen Bewusstseins. Das vertraut werden mit den eigenen Gefühlen und der Aufbau von Ausdrucksfähigkeit für Gefühle steht am Anfang der Selbsterfahrung im Rahmen der Ausbildung. Der Gefühlsparcours, bei dem die Stationen TROTZ, WUT, SCHAM, ANGST, TRAUER, MITGEFÜHL, KUSCHELN, DANKBARKEIT und FREUDE durchlaufen werden, ist wie ein Gefühlslabor, in dem die einzelnen Qualitäten probiert werden und in ihrer Intensität moduliert werden können. Es besteht die Möglichkeit, durch spezifische Körperhaltungen, unterstützt durch Atmung und Stimme, das entsprechende Gefühl zu einzuladen (Fake it, till you make it). Oftmals lässt sich das echte Gefühl dadurch tatsächlich hervorlocken und es entsteht die Chance, sich dem in einem sicheren Raum mit ganzer Muße hinzugeben.

Trotz, der die Funktion von Abgrenzung und Identitätsentwicklung hat, kann durch folgende Körperhaltung hervorgerufen werden: Arme verschränken, bockiges Gesicht machen, mit dem Fuß aufstampfen. Die „Nebenwirkung“ von Trotz besteht in Starre und Ausgrenzung. Es ist schwer, eine trotzige Haltung wieder aufzugeben.

Scham hat die Funktion der Selbsteflexion und des Regulativs in sozialen Systemen. Die Körperhaltung von Scham ist die des Unsichtbar machens. Schmal werden, an Schwerkraft verlieren, unauffällig sein, sparsam atmen, Blicken ausweichen. Die Scham unterdrückt unseren freien Selbstausdruck und regelt unsere Lebendigkeit herunter.

Wut, die Durchsetzungskräfte mobilisiert, wird durch das Wut-ABC provoziert: Beine auseinander, Becken vor, Fäuste ballen, Kiefer vorschieben. Bei unbändiger Wut besteht Verletzungsgefahr. Deshalb ist es wichtig, das Zeugenbewusstsein nicht auszuschalten in Zuständen der Wut und Wut nie gegen Menschen zu richten

Angst, die Schutz- und Rückzugsfunktion hat, hat ihren Ausdruck in klein machen, zittern, wimmern, hohe klagende Töne von sich geben. Angst kann zu Verengung, Verkrampfung bis hin zu Panikattacken führen.

Trauer, die die Funktion hat, Verlust zu verarbeiten und eine Gestalt zu schließen, d.h. etwas abzuschließen, kann durch weinen, wimmern, klagen und mit dem Oberkörper schaukeln zum Ausdruck gebracht werden. Risiken bei der Trauer bestehen darin, von dem Gefühl überschwemmt zu werden bzw. die Trauer nicht zuzulassen und in eine Depression zu rutschen.

Mitgefühl, das bedingungslose Liebe und Verbundensein bedeutet, wird repräsentiert durch ein weites Herz. Mitgefühl ist eine erfüllende Hinbewegung, in der Liebe fließen kann, ohne dabei die eigenen Grenze zu verlieren. Bei Mitleid im Gegensatz zu Mitgefühl, gehen die eigenen Grenzen verloren (Konfluenz) und dem Gegenüber wird die Selbstverantwortung abgenommen.

Kuscheln ist kein Gefühl, doch eine wichtige Komponente des Parcours. Intensives Gefühlserleben weckt unser Grundbedürfnis nach nährendem Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme, Zugehörigkeit und Zuwendung. Der Kontakt ist vorsichtig, achtsam und beherzt. Es besteht das Bewusstsein der Teilnehmenden, dass Grenzüberschreitungen einem nährenden Kontakt widersprechen.

Dankbarkeit bedeutet bewusst wahrnehmen und würdigen, sich nähren und inneren Frieden finden. Dankbarkeit findet ihren Ausdruck in sich mit Bildern und Gefühlen erfüllen, nehmen, nähren, danken. Unechte Dankbarkeit, die nicht wirklich gefühlt wird, entsteht aus dem Druck sozialer Konventionen.

Freude ist Ausdehnung, Lebendigkeit und Verbindung und drückt sich aus in Lächeln, Lachen und schwungvoller Bewegung. Unbändige Freude kann zu einem Zustand des Außer-sich-Seins und Nicht-halten-Könnens führen.

Hier weiterlesen

Bernhard Mack, 1999. Kontakt, Intuition & Kreativität. Paderborn: Junfermann.

Bernhard Mack (Hrsg.) 2001. CoreDynamik. Wege zum Kern. Paderborn: Junfermann.

Bernhard Mack, 1996. Der Liebe einen Sinn geben. Berlin: Simon & Leutner.

Udo Baer & Gabrielle Frick-Baer, 2016. Das ABC der Gefühle. Landsberg: Beltz.

Vivian Dittmar, 2014. Gefühle & Emotionen. Eine Gebrauchsanweisung: edition est

Autorin dieses Artikels: Christina Rakebrandt

Fragen und Antworten

jahr1/gefuehle.txt · Zuletzt geändert: 2018/04/28 20:21 von c.rakebrandt