Transaktionsanalyse: Ich-Zustände und Skriptbotschaften
Schlagworte
Ich-Zustände, Transaktionsanalyse, Skriptbotschaften, Antreiber-, Bremser-, Erlaubersätze
Einsatz in der CoreDynamik
Ausbildung, Modul 1.2: Antreiber / Bremser / Erlauber, Biografiearbeit, Einzelarbeit und Businesskontext
Definition
Die Transaktionsanalyse wurde in den fünfziger Jahren von dem Psychiater Eric Berne (1910–1970) mit dem Ziel entwickelt, unser Kommunikationsverhalten besser beschreiben und verstehen zu können.
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Erläuterung
Eric Berne vertrat die Haltung der Humanistischen Psychologie. Die drei Grundannahmen, die er für seine Transaktionsanaylse (TA) formulierte, sprechen für Menschlichkeit und Augenhöhe zwischen Therapeut* und Klientin:
- „Jeder Mensch ist in seiner Gesamtheit in Ordnung“,
- „Jeder Mensch ist in der Lage, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen“,
- „Jeder Mensch ist fähig, sein Lebenskonzept konstruktiv zu gestalten“
Berne nennt Kommunikationsabläufe „Transaktionen“. Er beobachtete in seiner Praxis als Psychologe, dass ein- und derselbe Mensch zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Ich-Zustände aktivieren kann.
Bild: Ich-Zustände
Ich-Zustände sind für Berne zusammenhängende Muster von Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen. Er unterschiedet im wesentlichen drei Ich-Zustände:
- Im Eltern-Ich denkt, fühlt und verhält man sich, wie man es von den Eltern übernommen hat (entweder kritisch, belehrend, Normen und Werte verkörpernd oder fürsorglich, wohlwollend und tröstend)
- Im Erwachsenen-Ich handelt und fühlt man selbstverantwortlich aus dem Hier und Jetzt.
- Das Kind-Ich: Hier denkt, fühlt und verhält man sich, wie man es als Kind getan hat (das kann spontan/unbefangen sein oder angepasst/gehorsam und folgsam, oder trotzig, aufbegehrend und sich den Normen widersetzend).
Berne hat in den Jahrzehnten seiner psychologischen Praxis beobachtet, dass Botschaften der Eltern, die Klientinnen im frühesten Kindesalter erhalten haben, ihr ganzes Leben lang wirksam bleiben und somit ihr sogenanntes Skript (Lebenskonzept) bestimmen. Berne macht typische, scheinbar universelle Elternbotschaften aus, die er Skriptbotschaften nennt:
- Sei perfekt!
- Sei (anderen) gefällig!
- Streng dich an!
- Sei stark!
- Beeil dich!
Diese Botschaften wirken als Antreiber und die Klientinnen gehorchen einer inneren elterlichen Stimme, die sagt: „Du bist erst dann okay, wenn du perfekt bist, anderen gefällig bist …“
Gänzlich nicht akzeptiert, nicht o.k. fühlt man sich durch verinnerlichte, sogenannte Bannbotschaften (in der CoreDynamik nennen wir sie Bremser-Sätze) wie z.B.:
- Sei kein Kind!
- Benimm dich nicht so!
- Stell dich nicht so an!
- Lass das!
- Hör auf zu heulen!
Das Skript wird immer dann aktiviert, wenn eine Situation als belastend empfunden wird und Stress auslöst, bzw. an belastende Situationen aus der Kindheit erinnert. Skriptgebundenes Verhalten und Gefühle können durch die entsprechenden Antreiber- bzw. Bannbotschaften aktiviert werden. Innerhalb von Sekunden befindet sich die Klientin dann im Kind-Ich bzw. strafenden Eltern-Ich. Eric Berne nahm an, dass der Prozess des skriptgebundenen Verhaltens und Fühlens jedes Mal, wenn er durchlaufen wird, gestärkt und damit stabiler wird . Ein Erkennen dieses Prozesses schafft die Voraussetzung, diesen langsam unschädlich zu machen. Hilfreich dabei ist es, den Antreiber-Botschaften bewusst Erlaubnis-Botschaften entgegengesetzt werden, die etwa lauten können:
- Du bist gut genug, so wie du bist.
- Gefalle dir selbst.
- Tu es und habe Erfolg
- Sei offen und drücke deine Wünsche aus.
- Nimm dir Zeit
Besonderheiten in der CoreDynamik
In der CoreDynamik wird die Transaktionsanalyse in der Biografiearbeit eingesetzt. Teilnehmer machen sich bewusst, welche Skriptbotschaften wirksam sind. Alte (antreibende, abwertende, bremsende) Botschaften können in Worte gefasst. Dadurch werden sie modulierbar und können durch neue wertschätzende flankiert oder gar überschrieben werden. Als Erwachsene müssen wir den alten Skripten nicht mehr unbewusst ausgeliefert bleiben. Mit Hilfe von Methoden, wie dem Lebenspanorama und der Pesso-Arbeit können Verletzungen geheilt und Defizite nachgenährt werden. Wir schauen mit einem neuen Blick auf unser bisheriges Leben und können unser Lebensskript neu bewerten und selbstverantwortlich weiterschreiben.
Im Rahmen der Ausbildung arbeiten wir erfahrungsorientiert und sehr individuell in dem Sinne, dass jene Skriptbotschaften bearbeitet werden, die einem Teilnehmer zum Zeitpunkt der Übung zu Bewusstsein kommt. Die Vorgehensweise, typische Antreiber- oder Bremsersätze zur Auswahl zu stellen oder per Fragebogen zu erarbeiten wäre eine Verringerung der Erfahrungstiefe, die bedarfsweise sinnvoll sein kann. Im Rahmen eines Unternehmenstrainings zum Beispiel, wenn der Anteil biografischer Arbeit eher oberflächlich bleiben soll.
Buchempfehlungen
Eric Berne, 2006. Die Transaktions-Analyse in der Psychotherapie: Eine systematische Individual- und Sozialpsychiatrie (Originaltitel: Transactional Analysis in Psychotherapy: A Systematic Individual and Social Psychiatry). 1961, übersetzt von Ulrike Müller. Paderborn: Junfermann.
Ian Stewart & Vann Jones, 2000. Die Transaktionsnalyse. Aus dem Englischen von Werner Rautenberg. Freiburg/Basel/Wien: Herder.
Bernhard Mack. 1999. Kontakt, Intuition, Kreativität. Paderborn: Junfermann, S. 45 ff.
Autorin dieses Artikels: Christina Hennig
* Gendern in der Sprache: Im Sinne der guten Lesbarkeit finden sich in den Beiträge mal die männliche, mal die weibliche Form für Klient*innen in wechselnder Kombination mit der männlichen oder der weiblichen Form von Berater*innen. Gemeint sind Menschen aller geschlechtlichen Orientierung.