Der didaktische Bogen

Schlagworte

Seminardramaturgie, Didaktik, Erfahrungsdimensionen, Orientierung, Verbindung, Pulsation, Variation, Wahrnehmung, Ausdruck

Einsatz in der CoreDynamik

In allen Seminaren. Besonders im Ausbildungsmodul 3.3: PraxisII beim Thema Seminardramaturgie

Definition

Der didaktische Bogen ist die Struktur, nach der ein CoreDynamik-Seminar aufgebaut ist mit dem Ziel, die Erfahrung und das Lernen leicht, intensiv und nachhaltig zu gestalten.

Abbildung 1: Die Erfahrungsdimensionen im Kontext des didaktischen Bogens. Erkennbar ist, dass ein Seminar auf ED 1 beginnt und dort auch wieder schließt. Im Verlauf eines Seminars pulsiert die Dramaturgie durch die Erfahrungsdimensionen, wobei immer wieder Zwischenstopps auf ED 1 geschehen, um das Erlebte einzuordnen und sich darin orientieren zu können.

Abbildungen 2 bis 4 zeigen den didaktischen Bogen, wie er am Ende des Musikseminars (1.4) den Teilnehmenden vorgestellt wird. Besonders eingegangen wurde dieses Mal auf die Erfahrungsdimensionen, auf die Pulsation zwischen Wahrnehmung und Ausdruck und auf die verschiedenen Sozialformen zur Verbindung (in diesem Seminar kam die Gruppe als Heilfaktor besonders Stark zur Wirkung). Ein weiterer Aspekt, der hier besprochen wurde, sind die verschiedenen Qualitäten von Begleitung, die geübt werden konnten.

Abb.2

Abb.3

Abb.4

Erläuterung

Geplante Lernprozesse sind nach didaktischen Strukturen aufgebaut. Eine bekannte Struktur ist die didaktische Triade. Diese besteht aus einem sich wiederholenden Zyklus von

  1. Input durch den Dozenten
  2. Verarbeiten des Inputs durch die Studierenden* und
  3. Integration des Erlernten, um Lernergebnisse zu sichern, zu verankern und in den Alltag zu übertragen.

Besonderheiten in der CoreDynamik

Die Didaktik ist in ihrer Brillanz, Wirksamkeit und Nachvollziehbarkeit eine große Stärke der CoreDynamik-Ausbildung. Eine große Besonderheit ist, dass der Input durch die Ausbildungsleitung lediglich dazu dient genügend Sicherheit aufzubauen, dass die Teilnehmend selbst zu Forschenden werden können und sich das Thema sehr individuell erschließen. Die übergeordnete Wissensbasis wird durch den anschließenden Austausch und das unterfüttern mit Hilfe von theoretischem Input aufgebaut. In der folgenden Darstellung wird die didaktische Triade ausführlicher aufgefächert, so wie sie bei CoreDynamik ihren Einsatz findet. Als vierten Punkt der Abschied, um das Seminar gut abzurunden.

Besonderen Wert legen wir bei CoreDynamik auf

Verbindung

zu sich, zu etwas, zu jemandem, zum Ganzen. Wir legen Wert darauf, Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit Zugänge zu ermöglichen über eine Vielzahl von Strukturen, wie z.B.

  • sicheren Einstieg in den Seminarkontext über verbindende Methoden, wie z.B. Minidialoge (Lieblingsessen, Urlaub, erste Fragen zum Thema)
  • selbstverständliche Anmoderationen (wir stehen jetzt alle auf …), die es leicht machen mitzugehen
  • unterschiedlichste Medien als Intermediärobjekte, die Verbindung nach Innen schaffen, Verbindung zur Austauschpartnerin nach der Übung und schließlich auch als Übergangsobjekt, um den Kontakt zu der Erfahrung auch im Alltag wieder finden zu können
  • Modelle, die Orientierung und Sicherheit geben und die Verschiedenheit „legitimieren“, sodass die Gruppe ein sicherer Ort für jeden in seiner Einzigartigkeit ist

Pulsation

Wir tun das auf folgenden Ebenen:

  • Stabilisierung, Destabilisierung, Stabilisierung
  • Ausdruck, Erfahrung, Ausdruck
  • Bewegung, Stille, Bewegung
  • Erfahrungsdimension 1, Klaviatur der weiteren ED, Erfahrungsdimension 1
  • Verbindung, Einzelarbeit, Verbindung (Heilfaktor Gruppe)
  • heiter, ernst, heiter

Die Übungen werden so geplant, dass sie genug Raum für Prozesse enthalten, dass nach intensiven Prozessen eine leichtere, entspanntere Phase kommt. Wobei aber tiefe ausgelöste Prozesse in den nachfolgenden Übungen weiter erforscht werden können, allerdings mit einem Perspektivenwechsel durch andere Methoden und Medien.
Wir haben einen Plan UND arbeiten im Hier und Jetzt, was bedeutet, dass der Plan sich ändert, wenn der Prozess das braucht.

Wir verlassen einen Prozess nicht auf der Erfahrungsebene, sondern schließen sie in der Regel mit einer Würdigung durch einen Ausdruck mit variierenden kreativen Medien oder Sozialformen ab.

Variation

Um Menschen in der Verschiedenheit ihrer Wahrnehmungs- und Ausdruckskanäle jeweils in ihren bekannten Ressourcen zu begegnen (Ich hab immer schon gerne gemalt), aber auch ihr Repertoire zu erweitern (Singen vor dem Mikro? Noch nie gemacht!), ist Variation sehr hilfreich. Wir variieren über

  • Medien für den Eindruck (Erforschen am Seil, Rollenspiel, Geschichte, Innenreise …)
  • Medien für den Ausdruck (Malen, Ton, Stimme …)
  • Sozialformen, die variieren je nachdem, wie viel Zeit jeder für das Teilen seines eigenen Erlebens haben soll, wie viel Vernetzung sinnvoll erscheint und wie tief es gehen soll / kann.
    Die Sozialformen sind Einzelarbeit (EA), Partnerarbeit (PA), Kleingruppe (KG), Gesamtgruppe (GG), und Plenum (Pl)
  • Wir wechseln erlebniszentriertes, konfliktzentriertes und übungszentriertes Arbeiten gezielt ab, um neue Erfahrungsfelder zu erschließen, einen freieren Ausdruck zu ermöglichen und neu entwickelte Zusammenhänge nachhaltig zu vertiefen und zu verankern.

Raum für individuelle Variation

Dieser entsteht vor allem über die Art, wie wir Übungen anleiten (Erlaubnis geben, Varianten benennen)

  • Vor allem Grundmuster 1 und 2 finden immer Berücksichtigung (1 braucht viel eigenen Gestaltungsraum, 2 möglichst viel Vollkontakt)
  • Dauer / Wechsel (Dauermenschen brauchen genügend Zeit- zu Beginn, um sich einzulassen und zum Ende hin, um einen zufriedenstellenden Abschluss zu finden. Wechselmenschen sind dann schon weiter und brauchen Futter)

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Autorin dieses Artikels: Christina Hennig

* Gendern in der Sprache: Im Sinne der guten Lesbarkeit finden sich in den Beiträge mal die männliche, mal die weibliche Form für Klient*innen in wechselnder Kombination mit der männlichen oder der weiblichen Form von Berater*innen. Gemeint sind Menschen aller geschlechtlichen Orientierung.