Kontakterregungskurve

Schlagworte

Kontakterregungskurve, Kontaktbogen, Bogen, Kontaktzyklus, Zyklus der organismischen Selbstregulation, Gestalttherapie, Gestalten schließen

Einsatz in der CoreDynamik

Ausbildungsmodul 1.1: Kontakt – Grundlegendes Bewusstsein für die Gestaltung vollständiger und nährender Kontakterfahrungen.

Definition

Die Kontakterregungskurve ist ein Zyklus, den wir durchlaufen, wenn wir in Kontakt treten mit Dingen, Personen oder Impulsen.

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Erläuterung

Die Kontakterregungskurve geht zurück auf den von Fritz Perls im Rahmen der Gestalttherapie entwickelten Zyklus der organismischen (den Organismus betreffenden) Selbstregulation. Eine gleichbedeutende Bezeichnung dafür ist „Kontakterregungszyklus“ und dieser steht in Zusammenhang mit der Befriedigung von Bedürfnissen.

Der Zyklus beginnt mit dem Zustand der Ruhe: Ich sitze und arbeite. Während ich sitze, merke ich Kontraktionen in meinem Magen (Wahrnehmung). Das Magengefühl ist mit Trockenheit im Mund verbunden. Ich kann die Empfindung als Hunger benennen und weiß auch aus Erfahrung, wie ich damit umgehen kann. Während mir mein Hunger bewusst wird, kommt Bewegung in meinen Körper. Ich spüre, wie sich die Muskeln in meinen Beinen anspannen. Ich habe das Bild des Kühlschranks vor Augen, in dem ein Stück Käse liegt (Fokus). Während ich mir das Essen im Kühlschrank vorstelle, spüre ich eine allgemeine Mobilisierung von Energie in meinem Körper, die wie von selbst geschieht, oder die ich bewusst in Gang setze (Entschluss). Damit habe ich das höchste Energielevel der Kontakterregungskurve erreicht.  Ich stehe auf, gehe in die Küche und nehme ein Stück Käse aus dem Kühlschrank. Während ich den Käse kaue, entwickelt sich ein Wohlgefühl in meinem Magen. Die Nahrung und ich werden eins (Handlung / Kontakt). Während ich weiter esse, wird mir eine Fülle in meinem Magen bewusst. Mein Bedürfnis ist befriedigt und fühle mich satt (Würdigung). Mein Magen lenkt mich nicht länger mit Hunger ab und ich kann mich wieder an meine Arbeit setzen (Ruhe).

Abb: Quelle unbekannt, von Jahrgang zu Jahrgang in der CoreDynamik weitergereicht

Der Kontakterregungszyklus ist ein Modell, das verdeutlicht, dass unterbrochene bzw. unvollendete Zyklen uns im Kontakt mit anderen Menschen, wie im Kontakt mit unseren Bedürfnissen und Gefühlen, verstrickt und unbefriedigt zurücklassen. Das Wort „Gestalt“ meint einen solchen Zyklus. Etwas, was aus dem Hintergrund hervortritt, unsere Aufmerksamkeit erregt und uns zu einer Handlung motiviert, die uns auf gewisse Weise verändert. Der berühmte Ausdruck „Eine Gestalt schließen“ meint, dass ein Zyklus vollständig durchlaufen wird. Die Erfahrung kann dann integriert werden. Sie steht uns als Erfahrung zur Verfügung, bindet aber keine aktive Energie mehr in unserem Erleben.

Besonderheiten in der CoreDynamik

Das Bewusstsein für Bögen, für Kontakterregungskurven ist ein Konzept aus der Gestalttherapie, dem wir hohe Bedeutung beimessen. So ist es eine Spur, in Coaching- und in Therapiesitzungen zu bemerken, wenn Kontakte mit ehemaligen Partnern*, verstorbenen Eltern oder vorigen Arbeitgebern nicht abgeschlossen sind. Hier schaffen wir die Möglichkeit, z.B. in Form einer Kissenarbeit wie in der Gestalttherapie, Unausgesprochenes zu sagen, Introjekte zurückzugeben, Projektionen aufzuheben und zu würdigen, was nährend war. So rundet sich der Bogen und die Energie, die zum Beispiel in Form unausgedrückter Gefühle noch in dem Kontakt gebunden waren, wird frei. Auch im Design von Übungen und Trainings, wie auch im dramaturgischen Bogen einer Therapie- und Coachingstunde achten wir darauf, dass der ganze Bogen durchlaufen werden kann.

Hier weiterlesen

Bernhard Mack, 1999. Kontakt, Intuition & Kreativität. Paderborn: Junfermann. S. 112

Jeanette von Bialy, Helmut Volk-von Bialy, 1998. Siebenmal Perls auf einen Streich. Paderborn: Junferman, S. 195 ff.

Fritz S. Perls, Ralph F. Hefferline & Paul Goodman, 1951. Gestalt-Therapie. Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. Stuttgart 1979.

Autorinnen dieses Artikels: Christina Hennig und Dr. Conny Stroh

* Gendern in der Sprache: Im Sinne der guten Lesbarkeit finden sich in den Beiträge mal die männliche, mal die weibliche Form für Klient*innen in wechselnder Kombination mit der männlichen oder der weiblichen Form von Berater*innen. Gemeint sind Menschen aller geschlechtlichen Orientierung.